Stimmtherapie bei Transidentität

Transidente Menschen sind der Überzeugung, dass sie nicht ihrem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht angehören, sondern fühlen sich dem anderen Geschlecht zugehörig. Daher streben sie an, in dem gewünschten Geschlecht zu leben und sind unter Umständen bereit, den Körper so weit wie möglich angleichen zu lassen. Dazu gehören jedoch nicht nur Veränderungen des Äußeren, sondern auch des Verhaltens und der Sprechweise, sowie der Stimme. Die Stimme ist ein wesentlicher Träger von Informationen über den oder die SprecherIn. Sie kann Auskunft geben über Alter, Emotionen und das Geschlecht. Das macht die Stimme zu einem sekundären Geschlechtsmerkmal und somit zu einem Baustein, den transidente Menschen angleichen möchten, um ein für sie stimmiges Gesamtbild als Frau oder Mann zu erreichen.


Frau-zu-Mann-Trans

Durch das Einnehmen von Hormonen kann bei Frau-zu-Mann-Transidenten innerhalb von sechs Monaten in der Regel automatisch eine zufriedenstellende Angleichung der Stimme erfolgen. Dies liegt daran, dass die Hormone das Gewebe der Stimmbänder verändern und verdicken, sodass die Stimme tiefer wird. Dennoch kann es zu Problemen mit der „neuen“ Stimme kommen, bei denen eine logopädische Stimmtherapie angezeigt ist, um Schädigungen der Stimmbänder vorzubeugen oder zu beheben.

Stimmtherapie bei Transidentität | Logopädische Praxis Katrin Nielsen | Wandsbek

Mann-zu-Frau-Trans

Bei Mann-zu-Frau-Transidenten haben die Hormone jedoch keine Auswirkungen auf die Stimme, da der Stimmapparat mit den Stimmbändern und dem Kehlkopf bereits entsprechend der männlichen Anatomie gewachsen sind. Dies lässt sich ohne operative Eingriffe nicht rückgängig machen. Allerdings gibt es die Möglichkeit, anstatt einer Operation oder als Ergänzung dazu, eine logopädische Therapie zur Stimmangleichung zu beginnen. Dabei werden Möglichkeiten erlernt die Stimme weiblich klingen zu lassen und auf weitere „typisch weibliche“ Kommunikationsaspekte zu achten. Denn nicht (nur) die Tonhöhe ist entscheidend, um weiblicher zu klingen, sondern auch Aspekte wie Sprechmelodie, Körpersprache und Resonanz haben einen großen Einfluss. Als Logopädinnen stehen wir Ihnen dabei sachkundig zur Seite, um Sie vor möglichen Verletzungen der Stimme durch unsachgemäßes Üben zu bewahren und dennoch eine Angleichung zu schaffen. Dies erfordert viel Geduld, Zeit und regelmäßiges Üben um kontinuierlich Fortschritte zu machen und eine persönliche Stimme zu entwickeln. Wir können Ihnen ebenfalls beratend zur Seite stehen, wenn Sie eine Operation zur Stimmangleichung in Erwägung ziehen oder nach einer Operation Unterstützung benötigen, um Ihre „neue“ Stimme zu entdecken und damit zurecht zu kommen.


Transkompetenz

In unserer Praxis stehen Ihnen  Maria Wilde ,  Alina Gabers,  Fenja Ressel und  Katrin Nielsen bei der Stimmangleichung zur Seite. Frau Wilde befasst sich seit 2012 mit dem Thema Trans* und Stimme. Sie verfasste ihre Examensarbeit und ihre Bachelorarbeit dazu und setzt sich neben der praktischen Umsetzung auch wissenschaftlich mit dem Thema der Stimmangleichung auseinander, sodass sie die Stimmangleichung fundiert begleitet. Außerdem nimmt sie regelmäßig an „Runder Tisch Transgender“ teil, einem Arbeitskreis an dem sowohl Trans*, als auch verschiedene Berufsgruppen teilnehmen, die sich mit allen Trans*-relevanten Themen befassen. Darüber hinaus ist die Mitbegründerin des bundesweiten Arbeitskreis Stimme und Trans*, bei dem sich Stimmtherapeutinnen aus ganz Deutschland treffen, um sich gegenseitig zu beraten, fortzubilden und zu unterstützen.

 

Weitere Informationen sind in dem Buch
"Stimme und Transidentität: Über die Bedeutung der Stimme – Stimmangleichung und Stimmtherapie für trans* Menschen"
von unserer Kollegin  Maria Wilde nachzulesen.
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